Artikel vom 02.11.2007 aus der Rubrik Geburt |
Kaiserschnitt - reine Routine?
Der Kaiserschnitt, auch Sectio caesarea, ist eine geburtshilfliche Operation, bei der das Kind mittels eines Bauchschnittes entbunden wird. Die Schnittentbindung kann aus medizinischen Gründen notwendig sein oder auch auf Wunsch der Mutter durchgeführt werden. Heute kommt in Deutschland jedes vierte Baby mit Hilfe des Chirurgen zur Welt.
Ein Kaiserschnitt muss durchgeführt werden, wenn die natürliche Geburt unmöglich ist (beispielsweise bei einer Drillingsschwangerschaft) oder die Geburt sofort beendet werden muss (bei einem Nabelschnurvorfall oder ähnlichem). Ebenfalls ist eine Schnittentbindung angezeigt, wenn ein Geburtsstillstand eintritt oder wenn aus vorsorglichen Gründen Mutter und Kind geschont werden müssen. Wenn eine Frühgeburt bevorsteht und das Ungeborene sehr unreif ist oder wenn sich das Kind nicht in Schädellage befindet ist auch oft ein Kaiserschnitt angezeigt.
Was bei einem Kaiserschnitt passiert
In der Regel kannst Du Dich meist entscheiden, ob die Schnittentbindung unter Vollnarkose oder mit einer örtlichen Betäubung (Spinal- oder Periduralanästhesie) durchgeführt werden soll. Letztere Narkoseart gibt Dir die Möglichkeit, bei Bewusstsein zu bleiben und die Geburt Deines Kindes mitzuerleben. Da die Vorbereitung dieser Art der Betäubung etwas mehr Zeit beansprucht, kommt sie für einen Notfallkaiserschnitt nicht in Frage.
Seit einigen Jahren gibt es eine etwas sanftere Operationsmethode für den Kaiserschnitt: die Misgav-Ladach-Methode. Hierbei wird weniger geschnitten, dafür mehr gedehnt und gerissen. Das klingt brutal - heilt jedoch wesentlich schneller, da weniger Muskeln durchschnitten werden.
Der Eingriff selbst dauert in den meisten Fällen 45 Minuten.
Wie jede andere Operation, ist auch der Kaiserschnitt mit Risiken verbunden. Mütter haben immer noch ein dreifach höheres Risiko an einer Schnittentbindung zu sterben als an einer vaginalen Geburt. Zu den üblichen Risiken einer großen Operation (wie beispielsweise Risiken der Narkose, Thrombosegefahr oder Infektionen), kommt die Gefahr von Blutungen, die während und nach einer Schwangerschaft stärker sind als sonst, hinzu. Daher ist die Indikation für eine Schnittentbindung immer sorgfältig abzuwägen.
Auch für das Baby ist der Kaiserschnitt nicht der beste Weg ins Leben. Ein Grund: Da das Neugeborene nicht durch den Geburtskanal gepresst wurde, verbleibt Fruchtwasser in der Lunge. In vielen Fällen muss das durch den zur Operation anwesenden Kinderarzt abgesaugt werden. Auch erleiden Kaiserschnittbabys häufig eine so genannte Anpassungsstörung – d.h. sie atmen schwächer und unregelmäßiger als vaginal geborene Kinder.
Im Notfall ist der Kaiserschnitt eine bewährte Methode, doch er sollte nicht zur Routine werden!
Annett Matiran
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